Christa Wolfs Erzählung "Kassandra" war eines der Kultbücher der 1980er Jahre - vor allem für Frauen und Kriegsgegner/-innen. In die troianische Königstochter, Priesterin, Seherin, der nicht geglaubt wird, projiziert Wolf u.a. ihre Gedanken zur Rolle der Frau, zu den Gefahren, die durch das Vordringen aggressiver patriarchalischer Strukturen entstehen, und zur von ihr aktuell gesehenen Bedrohung der Menschheit durch einen möglichen Atomkrieg. Heute wird die Erzählung sicher anders gelesen als bei ihrem ersten Erscheinen 1983, doch trotz veränderter politischer Lage nach dem Ende des "Kalten Krieges" und einer Verschiebung gesellschaftspolitischer Fragestellungen besitzt Wolfs "Kassandra" nicht nur literarhistorische Relevanz. Ich-Findung, Ausgrenzung, aber auch das Wuchern totalitärer Strukturen sind nach wie vor von Bedeutung. Berechtigt ist die Beschäftigung mit einem Mythos wie Kassandra aber auch, um Jugendlichen bewusst zu machen, dass die geistigen und kulturellen Strukturen der Gegenwart ein weit in die Vergangenheit hinunter reichendes Fundament haben.
Die vorliegende Unterrichtseinheit setzt Schwerpunkte u.a. bei Fragen danach, warum Wolf sich für die literarische Auseinandersetzung mit einem antiken Mythos entscheidet und wie sie damit umgeht. Zentral ist die Suche Kassandras nach sich selbst, ausgehend von der Entscheidung, Seherin werden zu wollen, endend mit dem bewussten Gang in den Tod. Krieg prägt das Geschehen, ein Krieg, der sich für die Menschen unterschiedlich auswirkt; wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Geschlechtszugehörigkeit. Neben inhaltlichen Fragen werden auch solche des literarischen Handwerks thematisiert. Bilder der Malerin Ulrike Schönfelder-Hellwig ermöglichen u.a. eine kreative Auseinandersetzung mit der Erzählung.
Aktuelle Unterrichtsmaterialien/Arbeitsblätter
Autor: |
Michael Hellwig |
Zielgruppe: |
Lehrer/-innen für die Sek. II und die Klasse 10 |
Beschaffenheit: |
Heft, DIN A4, perforiert, 32 Seiten, inkl. 2 farbigen OH-Folien |
Artikel-Nummer: |
42-0803 |
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